LB 39 Aethiopien

Äthiopien ist ein Land der Gegensätze. Einerseits ist seit Jahren ein rasanter wirtschaftlicher Aufschwung zu beobachten. Ein riesiges Staudammprojekt am Oberlauf des Nils sorgt international für Aufsehen. Andererseits kommt der wirtschaftliche Fortschritt nur Teilen der Bevölkerung zugute, Millionen Äthiopier leiden unter Armut und Arbeitslosigkeit. Vielerorts eskalieren politische und soziale Konflikte; bestehende Spannungen haben oft auch eine ethnisch-religiöse Dimension.

Auch wenn Christentum und Islam seit dem 7. Jahrhundert Seite an Seite existieren, galt das eng mit dem äthiopischen Kaisertum verbundene orthodoxe Christentum lange Zeit als Staatsreligion. Im Jahr 1974 stürzte ein sozialistisches Militärregime Kaiser Haile Selassie und erklärte erstmals alle Religionen für gleichberechtigt, schränkte jedoch den Aktionsradius der Religionsgemeinschaften stark ein. Die seit 1991 im Amt befindliche EPRDF-Regierungskoalition verankerte in der Verfassung von 1995 das Recht auf Glaubens- und Religionsfreiheit und schrieb die Trennung von Staat und Religion fest.

Während sich in der Folge christliche Gemeinden – darunter auch eine im Wachsen befindliche evangelikale Bewegung – trotz engmaschiger Überwachung durch den Staat weitgehend frei entfalten konnten, griff die Regierung 2011 erheblich in die religiösen Angelegenheiten der Muslime ein. Mit der Begründung, Radikalisierungstendenzen entgegenwirken zu wollen, versuchte die Regierung, den äthiopischen Muslimen die im Libanon beheimatete Al-Ahbash-Doktrin aufzuzwingen. Dies führte zu Protesten und Demonstrationen, deren Koordinatoren nach einer umstrittenen Anti-Terror-Proklamation der Regierung von 2009 zu teils langjährigen Haftstrafen verurteilt wurden.

Seit seinem Amtsantritt im April 2018 gilt der neue Premierminister Abiy Ahmed als Hoffnungsträger. Er führte bereits zahlreiche Reformen durch, entließ tausende politische Gefangene aus der Haft und traf im Juli 2018 mit dem eritreischen Präsidenten Isayas Afewerki zusammen, um den seit 1998 andauernden Kriegszustand zu beenden.

Der Bericht schildert das Verhältnis der Religionsgemeinschaften in Äthiopien aus historischer Perspektive und setzt sich kritisch mit den Entwicklungen unter der seit nunmehr einem Vierteljahrhundert regierenden EPRDF auseinander.

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