LB 54 Niger

Die humanitäre Lage im Sahel spitzt sich zu. Im Oktober 2020 hatte die internationale Gemeinschaft auf einer Geberkonferenz über die Situation in der Region beraten und Hilfen in Milliardenhöhe zugesagt. Schon damals schätzten Expertinnen und Experten die Zahl der vom Hunger bedrohten Menschen auf bis zu 16 Millionen. Unterschiedliche Faktoren tragen dazu bei, dass die Krise sich weiter verschärft: Armut und Ressourcenknappheit sind nicht zuletzt auf die verheerenden Folgen des Klimawandels zurückzuführen.

Auch die Sicherheitslage in der Sahelregion hat sich in den vergangenen Jahren drastisch verschlechtert. In diesem Jahr erreichen uns wieder erschreckende Nachrichten über Gewalttaten islamistischer Gruppierungen. In Niger sind insbesondere die Grenzgebiete zu Burkina Faso, Mali und Nigeria betroffen. Schon zu Beginn des Jahres 2021 wurden bei einem Angriff auf zwei Dörfer an der Grenze zu Mali etwa 100 Menschen getötet, und auch in den Folgemonaten fanden tödliche Attacken statt. Insbesondere Nigers Nachbarländer Mali und Nigeria sind Rückzugsorte für islamistische Gruppierungen, die im Sahel Terroranschläge verüben, um einen radikalen Islam durchzusetzen. Die verschiedenen islamistischen Einflüsse haben nicht nur die Praxis des Islam in dem westafrikanischen Binnenstaat verändert, sondern bedrohen auch die historisch gewachsenen Beziehungen, die zwischen Christen und Muslimen bestehen. Als Minderheit in einem Land, in dem über 95 Prozent der Bevölkerung muslimischen Glaubens sind, ist die katholische Kirche auch weiterhin auf den Dialog mit der muslimischen Bevölkerung bedacht. So engagiert sie sich zum Beispiel über die Grenzen religiöser Zugehörigkeiten hinweg in der Schulbildung und der Flüchtlingsarbeit.

Theoretisch können in Niger Christinnen und Christen sowie Angehörige anderer Religions- und Weltanschauungsgemeinschaften ihren Glauben und ihre Überzeugungen frei leben. Der Staat garantiert allen Bürgerinnen und Bürgern Religionsfreiheit. In der Praxis stoßen diese Zusagen jedoch nicht nur durch die islamistische Gewalt an ihre Grenzen, sondern auch durch staatliches Handeln.

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